Chancen für Kinder in Nepal – Region Amberg
Praktikum
Sofie Gaudermann arbeitete fünf Monate für ein Hilfsprojekt in Nepal – die „lehrreichste und sinnvollste“ Zeit ihres Lebens.
Amberg.Nepal – das Dach der Welt!
Bekannt für die höchsten Berge der Erde, atemberaubende Natur und fremde Kultur. Als eine von vier Praktikanten der „Kinderhilfe Nepal Mitterfels e. V.“ lebte und arbeitete Sofie Gaudermann nach ihrem Abitur am Dr.-Johanna-Decker-Gymnasium fast ein halbes Jahr lang dort.
Anders als die meisten Projekte von Hilfsorganisationen ist das Projekt der Kinderhilfe Nepal Mitterfels nicht in einer Bergregion oder in der Hauptstadt Kathmandu angesiedelt, sondern im Terrain – genauer: in Itahari. Die Stadt mit ihren knapp 100 000 Einwohnern liegt im Südosten des Landes an der indischen Grenze. Mit nur 90 Metern über dem Meeresspiegel ein Ort, der von den meisten Touristen eher gemieden wird. Für die ersten vier deutschen Praktikanten vor Ort, zu denen Sofie gehörte, war die Stadt für bis zu fünf Monate Lebensmittelpunkt.
Der Verein „Kinderhilfe Nepal e. V. Mitterfels“ postet immer wieder Bilder auf Facebook:
Dieser Teil des Landes ist stark vom Hinduismus und somit vom Kastenwesen geprägt, das trotz der offiziellen Abschaffung immer noch im Alltag der Menschen präsent ist. Wer einmal im Kreislauf der Armut gefangen ist, dem fällt es schwer, sich wieder zu befreien. Hier setzt das Projekt von „Kinderhilfe Nepal e. V. Mitterfels“ an: Es will bereits den Kindern Zukunftsperspektiven aufzeigen und ihnen eine Chance auf ein besseres Leben geben.
Tagelöhner statt Schüler
Eine Untersuchung in Zusammenarbeit mit einer nepalesischen Organisation im Jahr 2016 zeigte, dass in den Gemeinden der Mushara-Kaste, einer der ärmsten in Nepal, ein erheblicher Mangel an Schulbildung ein großes Problem darstellt. Kein Schüler war über die 5. Klasse hinaus in der Schule – stattdessen hatten die Kinder mit den Eltern als Tagelöhner zur Arbeit zu gehen. Im Mai 2017 wurde ein bislang in Nepal einzigartiges Pilotprojekt ins Leben gerufen. Die Arbeit konzentriert sich auf zwei kleine Dörfer der „Mushara“-Kaste. Schulbildung spielte dort meist eine untergeordnete Rolle, da ihr Wert nicht erkannt wird. Von Beginn an konnten sich junge nepalesische Erwachsene für den Job als Lehrer begeistern und geben bis heute jeden Abend Nachhilfestunden für die Kinder der Musharas, um sie in Nepali, Englisch und Mathe zu fördern. Insgesamt handelt es sich dabei um knapp 100 Kinder im Alter von vier bis 15 Jahren.
Aller Anfang ist schwer, doch spielerische Elemente vereinfachten den Kontakt zu den Schülern. Die Stunden, die von den Praktikanten gehalten wurden, wurden bzw. werden fleißig besucht. Die Schule dagegen wurde anfangs nur sehr sporadisch besucht. Nächstes Ziel war es also, auch dort die Anwesenheit zu erhöhen, um die Aussichten auf einen Schulabschluss zu verbessern. Alle Mitarbeiter der Kinderhilfe entwickelten deshalb ein „Schulbegleitsystem“, durch das die Anwesenheit der Kinder sichergestellt werden soll. Kinder werden in ihren Dörfern eingesammelt, ihr Erscheinungsbild wird überprüft und danach werden sie geschlossen zur Schule begleitet.
Der Verein kümmert sich um die Bildung und Betreuung von Kindern:
Doch ohne die Überzeugung und Zusammenarbeit mit den Eltern ist es schwer, etwas zu erreichen. Somit ist der Kontakt zu ihnen eine weitere wichtige Komponente. Die Bedeutung von Bildung zu vermitteln und Perspektiven aufzuzeigen ist deshalb eine weitere wichtige Aufgabe der Angestellten des Mitterfelser Projekts. Speziell Frauen haben einen großen Einfluss auf die Familie, weshalb die Themengebiete, die mit den Eltern besprochen wurden, auch auf Familienplanung und Selbstschutz ausgeweitet wurden.
Um die Ziele zu erreichen, ist die Zusammenarbeit mit den nepalesischen Mitarbeitern bzw. mit der Partnerorganisation eine grundlegende Voraussetzung: Sie beherrschen die Sprache und kennen die Kultur – auch heikle Punkte, die besonderer Rücksicht bedürfen. Neben den Englischnachhilfestunden ist der Kontakt zu den Nepalis eine der wichtigsten Aufgaben der Praktikanten. Gemeinsame Wochenplanung, Berichterstattung über Erfahrungen, Ideenfindung und der Austausch prägten den Alltag der vier Praktikanten Lynn Spinder vom Bodensee, Sofie Gaudermann aus Amberg, Luis Müller aus Bad Kötzting und Luis Pankratius aus Regensburg – neben der Führung eines eigenen Haushaltes in einem fremden Land.
Aus Fremden wurden Freunde. Und dabei durfte auch der Spaß nicht zu kurz kommen. Man feierte (auch zusammen mit den Kindern) Feiertage, lachte und tanzte und tauchte vollkommen in die Kultur vor Ort ein.
Gemeinschaft beim Streichen
Eine Aktion, die das Gemeinschaftsgefühl stärkte, war das Streichen eines Klassenzimmers. Ob Kinder, Lehrer, Praktikanten oder gar einige Eltern: Alle halfen zusammen, um das vorher traurig graue Zimmer in ein farbenfrohes und einladendes Klassenzimmer zu verwandeln. In diesen Stunden gemeinsamer Arbeit, so empfand es Sofie, „steckte jeder Beteiligte ein buntes Stückchen seines Selbst in den Raum“. Darüber hinaus besuchten die Schüler nach der Aktion noch lieber die abendlichen Nachhilfestunden. Die Stunden und Aktionen der Praktikanten kamen bei den Kindern im Alter von vier bis 15 Jahren immer besonders gut an. Foto: Gaudermann
Sofie Gaudermann hat die aufrichtige Dankbarkeit von allen Seiten bei ihrer Verabschiedung als „abschließenden Lohn“ empfunden: „Ein Bildungsprojekt mit aufzubauen, eigene Ideen einzubringen, ungeahnte Probleme zu lösen in einer vorher so fremden Kultur, die zur Heimat wurde – das erlebt man nicht alle Tage.“
Sofie liegt die Organisation so am Herzen, dass sie auf viele Unterstützer aus der Region hofft:
Spendenkonto:
Kinderhilfe-Nepal-Mitterfels,
IBAN:DE 68 7425 0000 0570 2533 10
BIC: BYLADEM1SRG.
Wer sich als Praktikant bewerben möchte, kann dies unter der Adresse tun:
Kinderhilfe Nepal e. V. Mitterfels,
Weingarten 11
94360 Mitterfels
Quelle: https://www.mittelbayerische.de